Martin Reggius und Anna Waldeck

[16] 7. Febr. 1633.


Freund des Himmels vnd des allen

Was dem Himmel mag gefallen,

Hertzlich sind wir zwar betrübt,

Daß du von vns weg bist kommen,

Vnd hast eine dir genommen,

Der du vnd die dir beliebt.


Nicht daß wir dich solten neiden,

Daß der Liebe süsses Leiden

Numehr durch ein zartes Bildt,

Welches du zu diesen Dingen

Dir lesst an die Seiten bringen,

Wird vermehrt vnd bald gestillt.


Nein, wir wünschen noch von Hertzen,

Daß Ihr also möget schertzen,

Daß von euch, Ihr frisches Paar,

Was in diesem newen Leben

Ihr euch beyde werdet geben,

Zeugen mög ein jedes Jahr.


Sondern warumm wir vns kräncken

Ist, daß wir daran gedencken,

Wie wir nun so lange Zeit

Immer sind gefunden worden

In der trewen Freundschafft Orden,

Vnd in rechter Trawligkeit.
[16]

Wie daß doch der Menschen Sinnen

Sich so können lieb gewinnen,

Daß sie sind wie einverleibt,

Sich so gantz genaw vmbfassen

Vnd nicht gerne sich verlassen,

Keins nicht von dem andern bleibt?


Dieß hat Theseus gezwungen,

Daß er vngeschewt gedrungen

Durch der finstern Höllen Pfort,

Dies hat Diomedt gemachet,

Daß er die Gefahr verlachet,

Vnd den Feind bey Nacht ermordt.


Freundschafft, die was weiter gehet

Vnd nur nicht in Worten stehet,

Wünscht ein stets beysammensein,

Ist beharrlich in den Nöhten,

Lesset sich viel lieber tödten,

Alß sich trennen Noth vnd Pein.


Dieses ist, worumb wir eben

Wünschen noch mit dir zu leben,

Aber weil es Gott gefellt,

Der dich auff den Staub der Schulen

Anderweit nechst keuschem Buhlen

Auch zu seinem Dienst bestellt,


Müssen wir hie sein vergnüget,

Wie der Höchst' es hat gefüget,

Wünschen dir vnd deiner Braut

Wahre Liebe, Heil vnd Stärcke,

Gottes Geist auch zu dem Wercke,

Daß er selbst dir anvertrawt.


Wollen aber vnterdessen

Deiner nimmer nicht vergessen,

Von dir reden alles best',

Vnd sind auch auff dein begehren

Kommen, bey dir einzukehren

Deine liebe Hochzeit Gäst.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 16-17.
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